Die Renaissance ..." der alten Hobbys" stricken!

Beemohr strickt für Hochzeiten


Hamburger Abendblatt, 18.04.2009

Angeln, Wandern, Jagen und Tanztees standen früher für Spießertum. Vorbei die Zeit. Der Schrebergarten bedeutet längst nicht mehr Vereinsmeierei und Maschendrahtzaun, sondern bietet Sonne und Erholung. Schonbezüge für Autositze sind zwar kein Muss, aber okay. Feinripp-Unterwäsche kann sogar ganz sexy aussehen. Selbst Plüschtiersammler dürfen zu ihrem Hobby stehen. Das einzig wahre Spießertum ist doch sowieso das Schubladendenken. Uncool sein ist cool. Sogar als Bausparer.

Stricken

Sabine Mohr hängt an der Nadel. Die junge Mutter ist süchtig - süchtig nach Stricken. Schon ihre Mutter zeigte ihr, wie es geht. "Zu DDR-Zeiten wurde viel gestrickt", sagt die gebürtige Cottbuserin. Nach der Wende verlor sie das Interesse daran.

Erst 2006, als ihr Freund um ihre Hand anhielt, kam der 37-Jährigen ihr damaliges Hobby wieder zugute. "Ich rannte durch jedes Geschäft der Stadt, um ein schönes Jäckchen zu finden, das ich über dem Kleid anziehen konnte." Vergeblich. Also griff die IT-Expertin zur Wolle und strickte sich ein Bolero-Jäckchen, mit dem Schriftzug "Braut" auf dem Rücken.

Schon auf der Hochzeit bekam sie erste Aufträge. Von nun an strickte die Eppendorferin im Akkord für Freundinnen. Im Juli letzten Jahres machte sie sich selbstständig. Unter ihrem Label "Bee Mohr" strickt sie nun für Bräute. Beim Stricken kann sie herrlich entspannen, am besten vorm Fernseher oder beim Stricktreff in der Kneipe, wo sie sich mit anderen Süchtigen der Wolllust hingibt.